11. April 2024, 17:00 Uhr MEK - Museum Europäischer Kulturen, Dahlem, Berlin
Wie können Bienen zu Konfliktlösungen, Ernährungssicherheit, Stärkung gefährdeter Gruppen und Diplomatie beitragen? Zum Abschluss der Ausstellung "Buzzing Slovenia: Von Bienen und Menschen", organisiert das Museum Europäischer Kulturen gemeinsam mit der Botschaft der Republik Slowenien in Berlin und dem slowenischen Kulturzentrum SKICA Berlin ein anregendes Mini-Symposium mit dem Titel "Bees for Peace" und betont dabei die politische Dimension der Bestäuber: Seit 2018 ist auf Initiative Sloweniens der 20. Mai Weltbienentag und 2022 wurde das slowenische Imkereierbe auf die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Besonders hervorzuheben ist das Engagement Sloweniens, die Bienendiplomatie als außenpolitische Strategie zu nutzen. Slowenien setzt sich im Rahmen der so genannten Bienendiplomatie aktiv für die Einbeziehung der Bestäuber in die internationale Umweltpolitik und in Fragen der globalen Ernährungssicherheit ein.


Um das weltweite Bewusstsein für die Bedeutung von Bienen und anderen Bestäubern für die nachhaltige Entwicklung zu schärfen, hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen 2017 im Konsens eine Resolution verabschiedet, die den 20. Mai zum Weltbienentag erklärt. In diesem Jahr jährt sich die Eröffnungsveranstaltung, die im Mai 2018 zum ersten Mal weltweit organisiert wurde, zum sechsten Mal.

Klimawandel und Umweltzerstörung sind wichtige Herausforderungen, die in der Agenda 2030 angesprochen werden. Im Jahr 2022 wurde auf den drei Konferenzen der Vertragsparteien (COP) zum Klimawandel, zur biologischen Vielfalt sowie zur Wüstenbildung und Bodendegradation die Dringlichkeit des Aufbaus von Widerstandsfähigkeit - sowohl in ökologischer als auch in sozialer Hinsicht - gegen die vielfältigen Krisen betont. Die internationale Gemeinschaft muss ihre Kräfte bündeln, um das Ökosystem wiederherzustellen und die Menschen in die Lage zu versetzen, umweltbezogene Herausforderungen zu bewältigen.

Bienen und andere Bestäuber können bei diesem Unterfangen wichtige Verbündete sein. Da sie die Fortpflanzung von fast 90 Prozent der Wildpflanzen unterstützen, tragen sie nicht nur direkt zur Ernährungssicherheit bei, sondern sind auch der Schlüssel zum Erhalt der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme, was wiederum entscheidend für die ökologische und soziale Widerstandsfähigkeit ist. Die Imkerei ist auch ein einzigartiges Instrument zur Unterstützung gefährdeter Gemeinschaften, indem sie unter anderem zur Existenzsicherung in fragilen und konfliktbetroffenen Gebieten beiträgt.

Auf dem Symposium „Bees for Peace“ teilen internationalen Expert*innen, Enthusiast*innen und Aktivist*innen aus verschiedenen Bereichen ihre Erkenntnisse über die Verflechtung von Bienen und menschlicher Gesellschaft. Ziel der Veranstaltung ist es, das Bewusstsein für den Beitrag von Bienen und anderen Bestäubern zur ökologischen und sozialen Widerstandsfähigkeit zu schärfen, innovative Bestäuberprojekte vorzustellen und den Austausch bewährter Verfahren zur Unterstützung von Gemeinschaften zu fördern. Die Veranstaltung wird auch die Aktivitäten der ITF Organisation im Bereich der Honigproduktion durch Minenopfer vorstellen. Moderiert wird der Abend von Sofia Botvinnik, Kuratorin der Ausstellung „Buzzing Slovenia: Von Bienen und Menschen“ sowie der 19. Europäischen Kulturtage: Slowenien.


Ablauf der Veranstaltung:  

Begrüßungsworte von: 

- Ana Polak Petrič, Botschafterin der Republik Slowenien in Berlin

- Elisabeth Tietmeyer, Direktorin Museum Europäischer Kulturen


Erstes Panel mit Kurzpräsentationen von:

- Tomaž Lovrenčič, Direktor ITF Enhancing Human Security, Slowenien

- Martin Frick, Direktor des World Food Programme (WFP) für Deutschland, Österreich und Liechtenstein

- Mr. Gorazd Trušnovec, Präsident der Urban Beekeping Society, Slowenien

- Bärbel Rothaar, Künstlerin, Berlin

Anschließend Paneldiskussion auch mit Herr Gasto Ndwata, Kultur- und Politikattaché, Botschaft der Vereinigten Republik Tansania in Berlin

Pause mit Erfrischungen

Zweites Panel mit Kurzpräsentationen von:

- Kristina Seljak, Kuratorin am Beekeeping Museum Radovljica, Slowenien

- Susan Karlebowski, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum für Naturkunde, Berlin

- Heinz Risse, Gründer der Regionalgruppe Berlin von Mellifera e.V.

Anschließend Paneldiskussion und Empfang im Foyer des MEK.


Dr. Martin Frick, Direktor des WFP-Büros für Deutschland, Österreich und Liechtenstein, erläutert die Zusammenhänge zwischen der sich weltweit verschärfenden Ernährungsunsicherheit und großen humanitären Krisen. Er sieht drei Faktoren verantwortlich: "Konflikte, Klima und Kosten" und wirft einen systematischen Blick auf die Nahrungsmittelsysteme, die sowohl eine Ursache als auch eine potenzielle Lösung zur Bewältigung dieser vielen Krisen darstellen, wobei der Schwerpunkt auf Klimamaßnahmen und Biodiversität in Nahrungsmittelsystemen liegt. Der Schwerpunkt der Präsentation liegt unter anderem auf der Rolle der Bestäuber für eine nachhaltige Landwirtschaft und den Lebensunterhalt.

Botschafter Tomaž Lovrenčič, ein langjähriger Diplomat und derzeitiger Direktor der slowenischen gemeinnützigen humanitären Organisation ITF Enhancing Human Security, spricht über die Überschneidungen zwischen der Rehabilitation von Minenopfern und der Bienenzucht, insbesodenre als Mittel der Berufsausbildung oder der therapeutischen Unterstützung für von Landminen betroffene Personen. Er hebt die potenziellen Vorteile der Bienenzucht bei der Unterstützung der Genesung und Stärkung von Minenopfern hervor und präsentiert Fallstudien und Initiativen aus Bosnien und Herzegowina im Bereich der Minenopferhilfe. Im Fokus des Vortrags stehen zudem auch die praktischen Aspekten der Integration der Bienenzucht in Rehabilitationsprogramme sowie mit den weitergehenden Auswirkungen auf die Entwicklung der Gemeinschaft und die soziale Eingliederung.

Gorazd Trušnovec ist Architekt, Kritiker und Journalist, in den letzten 10 Jahren besser bekannt als Präsident der Vereinigung der Stadtimker in Ljubljana. Von Anfang an war der Verein interdisziplinär und international ausgerichtet und hat eine Reihe von sozialpädagogischen Programmen im Zusammenhang mit Bienen entwickelt und umgesetzt, wie z. B. die Imkerei mit inhaftierten Personen in Slowenien. Als begeisterter Imker war er selbst an zahlreichen Forschungs- und Entwicklungsprojekten beteiligt, unter anderem in Afrika (Stärkung der Frauen in den ländlichen Regionen Ghanas durch die Vermittlung der Bienenzucht) und im Nahen Osten.

Kristina Seljak ist Kuratorin im Imkereimuseum Radovljica, Slowenien. Das Imkereimuseum präsentiert die reiche Tradition der slowenischen Bienenzucht, ein einzigartiges Kulturerbe. Die kürzlich renovierte Museumsausstellung zeigt einflussreiche Persönlichkeiten, eine vielfältige Sammlung von Imkereigeräten und -techniken, Einblicke in die Lebensweise der Bienen, Symbolik und die umfangreiche Sammlung dekorativer Bienenstockstirnbrettchen. Sie zeigt, wie die Bienenzucht als Modell für nachhaltige Praktiken und die Widerstandsfähigkeit von Gemeinschaften dienen kann. Bienen und Bestäuber überschreiten politische Grenzen und erfordern gemeinsame Anstrengungen für ihre Erhaltung und ihren Schutz. Das Museum erweitert sein Engagement über die Ausstellungen hinaus, indem es die Öffentlichkeit durch Publikationen und öffentliche Veranstaltungen aktiv einbezieht, um das Bewusstsein für die wichtige Rolle und die Herausforderungen der Bienen als unverzichtbare Bestäuber für unsere Zukunft zu fördern.

Bärbel Rothaar ist eine Berliner Künstlerin, die sich bereits seit vielen Jahren mit Bienen in unterschiedlichen Meiden auseinandersetzt. Zur künstlerischen Arbeit mit Bienen kam sie durch die Enkaustik, die Malerei mit erhitztem, pigmentiertem Wachs. Inzwischen entstehen vorwiegend Skulpturen aus Wachs, dem eigenen Material der Bienen. Mehrfach kartierte die Künstlerin auch Landschaften „mit den Augen der Bienen". Deren Bedürfnisse, Pollen, Nektar, Propolis oder Wasser zu finden, stehen im Kontext von Landschaften, die von Menschen durch Städtebau, politische Grenzziehung oder intensive Landwirtschaft stark verändert wurden. Diese Vorhaben werden immer als eine Art Citizen Science Projekt mit der Hilfe von Communities von Imkern oder Aktivisten durchgeführt, die die wichtigen Fragen eins Habitats diskutieren und beim Erforschen und Kartieren mithelfen.

Susan Karlebowski ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum für Naturkunde, Berlin. Die Interessen der studierten Stadtökologin (M.Sc.) liegen auf der Erfoschung und dem Erhalt der urbanen Biodiversität mittels evidenzbasiertem Naturschutz. Außerdem beschäftigt sie sich mit den Themen Citizen Science, insbesondere Datenqualität in bürgerwissenschaftlichen Projekten und Umweltbildung. Unter anderem war sie beteiligt an dem Projekt „Forschen für Wildbienen - Gemeinschaftsgärten gemeinsam gestalten“.

Heinz Risse betreibt die Bienenhaltung bereits seit seiner Kindheit. Der gelernte Elektroingenieur gründete die Regionalgruppe Berlin des Vereins Mellifera und setzt sich für wesensgemäße Bienenhaltung ein. Für ihn steht die Honigbiene und ihr (Über)Leben im Vordergrund und nicht der maximale Honigertrag. Sein Interesse gilt auch der Zeidlerei, auch Baumbienenhaltung genannt, und dem Austausch mit internationalen Zeidlern, unter anderem in Polen, Israel und den USA.

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