29. November 2024 Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur & Zeichenkuns, Georgengarten, 30167 Hannover
Ausstellungseröffnung: 29.11.


Matinee/Gespräch über die Ausstellung mit Kuratorin Tamara Andrejek: 30.11. um 11:00 Uhr

Ausstellung: 30.11.2024 - 23.03.2025

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Die vorliegende Karikaturenausstellung präsentiert erstmals in Deutschland den vergessenen Kosmopoliten, Reisekünstler und Karikaturisten Ladislav Kondor. Seine Karikaturen mit ihrem außergewöhnlichen Ansatz erinnern an die Zeit zwischen den beiden Kriegen, die für ihn eine fruchtbare und kreative Periode darstellte. Kondor hatte keine formale Ausbildung und war nicht in Künstlerkreisen aktiv, was ihn daran hinderte, den Status eines anerkannten Künstlers zu erlangen. Dennoch sind sein Talent und seine Fähigkeit, zeitgenössische künstlerische Tendenzen in die Karikaturen einzubringen, die seine Ausstellungsmappe ausmachen, bemerkenswert. Diese Karikaturen mit ihrem unverwechselbaren Stil waren nie zum Verkauf oder zum schnellen Geld bestimmt, aber ihre Quantität und Qualität konnten Kondor in eine Reihe mit berühmten Künstlern stellen.

Ladislav Kondor wurde am 6. August 1901 in Murska Sobota, in der Region Prekmurje im Nordosten Sloweniens, nahe der ungarischen und österreichischen Grenze geboren. Nach seiner Schulzeit beschloss er, seine künstlerische Laufbahn in Wien fortzusetzen, wo er nur 12 Tage lang an der Akademie der bildenden Künste studierte. Als autodidaktischer Zeichner begab er sich auf eine lange Reise, die ihn fast um die ganze Welt führte und seinen künstlerischen Ausdruck prägte. In 12 Jahren besuchte er 3 Kontinente und 36 Länder, darunter Deutschland, Monte Carlo, die Niederlande, Belgien, Frankreich, Österreich, Rumänien, Italien, Ägypten, Norwegen, Schweden, Dänemark, Polen, die Ukraine, die Türkei, Bulgarien, Griechenland, Tunesien, Libyen, Spanien, Brasilien, Portugal und andere. Seine erste Ausstellung von Karikaturen fand 1931 in Oslo statt. Von da an bis zu seinem Tod veranstaltete er rund 300 Ausstellungen und bot den Besuchern die Möglichkeit, gegen ein Entgelt Karikaturen zu zeichnen. Über seine Arbeit wurde auch in vielen Lokalzeitungen der damaligen Zeit berichtet. Die Sammlung des regionalen Pomurje-Museums Murska Sobota beherbergt seinen Nachlass mit mehr als 260 Karikaturen. Bei den meisten handelt es sich um Porträts mit hervorgehobenen körperlichen Merkmalen, die Kondor anzogen und die er mit einer psychologischen Studie einer Person verbinden konnte. Er zeichnete extrem schnell und fertigte eine Karikatur mit wenigen Strichen an.

Er porträtierte Berühmtheiten aus der Welt der Unterhaltung, die er zum Teil persönlich kennenlernte und mit denen er auf seinen Reisen verkehrte (die Schauspieler Fernandel und Willy Fritsch, Grock der Clown, der Pianist Wilhelm Backhaus, der Bassist Feodor Chaliapin), aus dem Sport (die Tennisspieler René Lacoste, Helen Wills, Suzanne Lenglen, der Boxer Max Baer) und aus der Politik (Leo Trotzki, König Gustav V. von Schweden), Benito Mussolini, Aga Khan, Winston Churchill, Franklin Delano Roosevelt) und zahlreiche anonyme Personen aus europäischen, afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern.

Unter den persönlichen Gegenständen ist vor allem ein Album interessant, das der Künstler selbst herausgegeben hat. Darin sammelte er Fotos, Postkarten, Dokumente und Artikel aus den Zeitungen der Welt über ihn, sein Werk und seine Ausstellungen. Ein Exemplar des Albums liegt für Sie zur Ansicht bereit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er wegen seiner provokanten Karikaturen von Nazis und Faschisten fünf Monate in slowenischer und österreichischer Kriegsgefangenschaft war, ließ er sich in seiner Heimatstadt nieder. Er starb am 7. Mai 1963 in der kroatischen Touristenstadt Opatija, wo er gerne schuf.

Kondors Name und Werk sind der breiten kulturellen Öffentlichkeit noch immer weitgehend unbekannt. Er ist ein vergessener Künstler, Ladislav Kondor, der ohne formale Ausbildung und aktive Teilnahme an künstlerischen Kreisen nie den Status eines anerkannten Künstlers erlangte. Nichtsdestotrotz sind sein Talent und seine Fähigkeit, zeitgenössische künstlerische Tendenzen in die Karikaturen, die seine Ausstellungsmappe ausmachten, einfließen zu lassen, bemerkenswert. Diese Karikaturen waren nie für den Verkauf oder das schnelle Geld bestimmt, aber ihre Fülle und Qualität stellen ihn in eine Reihe mit berühmten Künstlern.

Seine Werke müssen im sozialen, kulturellen und politischen Kontext seiner Zeit gelesen werden, da diese Faktoren ihre Botschaft und Bedeutung prägen. Der soziale, politische und kulturelle Kontext seiner Zeit verleiht ihnen heute die Bedeutung, die sie gehabt haben könnten. Als genialer Meister der Selbstdarstellung bereiste er im zweiten Viertel des 20. Jahrhunderts die Welt, ohne von Familienvermögen oder Sponsoren unterstützt zu werden, traf einflussreiche Persönlichkeiten und hinterließ eine reiche Sammlung von Karikaturen. Diese Karikaturen erinnern bei jeder Ausstellung an seinen früheren Status als kosmopolitischer und besonderer Mensch.

Karikaturen von Ladislav Kondor

Kuratorin: Tamara Andrejek, Pomurski muzej Murska Sobota

Grafische Gestaltung und Ausstellungskonzept: Primož Fijavž

Museum Wilhelm Busch in Zusammenarbeit mit Pomurski muzej Murska Sobota und SKICA Berlin - Slowenisches Kulturzentrum Berlin.

Bildende_Kunst_deu_Der_vergessene_Kosmopolit:_Ausstellung_des_slowenischen_Karikaturisten_Ladislav_Kondor